Bicycle Tour Venezia 2001

Fahrradtour Memmingen - Venedig und zurück (2001)

Fahrradtour Memmingen - Venedig und zurück vom 19.08.2001 bis 31.08.2001

Teilnehmende Personen:

  • Thomas Hechelhammer, Beamter bei der Telekom (Datenkommunikation)
  • Christian Bräunlich, Elektronik- und Softwareentwickler

Wer von den beiden die ursprüngliche Idee hatte, mit dem Fahrrad nach Venedig zu fahren, konnte bis heute nicht geklärt werden… egal, los geht’s!

Ablauf der Tour:

  1. Sonntag, 19.08.01 Memmingen - Füssen 65 Kilometer
  2. Montag, 20.08.01 Füssen - Imst 76 Kilometer
  3. Dienstag, 21.08.01 Imst - Merano 101 Kilometer
  4. Mittwoch, 22.08.01 Merano - Kalterer See 108 Kilometer
  5. Donnerstag, 23.08.01 Kalterer See - Castelnuovo 98 Kilometer
  6. Freitag, 24.08.01 Castelnuovo - Tessera 125 Kilometer
  7. Samstag, 25.08.01 Venezia 36 Kilometer
  8. Sonntag, 26.08.01 Venezia - Gardasee 44 Kilometer
  9. Montag, 27.08.01 Torri del Benaco 8 Kilometer
  10. Dienstag, 28.08.01 Torri del Benaco - Trento 95 Kilometer
  11. Mittwoch, 29.08.01 Trento - Brixen 92 Kilometer
  12. Donnerstag, 30.08.01 Brixen - Innsbruck 90 Kilometer
  13. Freitag, 31.08.01 Innsbruck - Memmingen 55 Kilometer

Tag 1 | Sonntag, 19.08.2001 | Memmingen - Füssen

Thomas ist mit den Regionalbahnen nach Memmingen gefahren, wo er um 13:30 Uhr ankam. Die ganze Fahrt dauerte 5 Stunden. Christian war jedoch zum vereinbarten Zeitpunkt nicht da. Er sass noch bei seiner Schwester in Memmingen rum, musste per Handy aufgeschreckt weden.

“Waaas??? Ich dachte, dass wir uns erst um 14:30 Uhr treffen.” Typisch Entwickler! Kommt um 14 Uhr ENDLICH am Bahnhof an. Um 14:30 Uhr haben wir es endlich geschafft, gemeinsam in Richtung Reutte durch Allgäu und Oberallgäu abzufahren.

“Kacke, warum ist das Gepäck nur so schwer? Braucht man das wirklich alles?” Trainingsstatus Thomas: eher mangelhaft, permanent am schimpfen. “Erinner mich daran, dass ich nie wieder auf eine Radtour gehe!” Er findet das schöne Allgäu viel zu hügelig, obwohl schönstes Wetter war. Ankunft gegen 20.00 Uhr am kalten Weißensee bei Füssen, dort etwas geschwommen und anschließend am Seerand Zelt aufgebaut.

gefahrene Strecke: 65 Kilometer.

Bilder Tag1

Tag 2 | Montag, 20.08.01 | Füssen - Imst

Morgens um 6:15 Uhr knatterte am Weißensee ein Roller vorbei, wodurch wir aufwachten. Das Zelt hatten wir nämlich direkt neben dem Wanderweg aufgebaut. Im Laufe des Vormittags folgen ein paar Jogger. Leichter Regen setzt ein.

Um 11:00 Uhr sind wir endgültig im Regen aufgebrochen Aufbruch. Toller Urlaubsbeginn! Motivation ist ziemlich unten! Der Gepäckträger geht auch noch auseinander, wir mussten in Füssen einen Fahrrad-Laden aufsuchen. Dort haben wir für eine Spende von 2,- DM in die Kaffekasse eine Schraube und Mutter bekommen. Danach geht es weiter. Thomas will sich ständig überlegen, ob er nicht doch in den Zug steigt und wieder nach Hause fährt.

Weiter geht es in Richtung Reutte. Der Regen hört irgendwann vor Reutte auf. Motivation steigt wieder! Endlich trockene Fahrbahn für den Anstieg über den Fernpaß.

Um 20:00 Uhr sind wir auf dem Campingplatz in Imst angekommen. Dieser Platz bietet sogar ein Schwimmbad, und uns ist gleich aufgefallen, daß der Betreiber ein ziemlicher PC-Freak ist, der im Internet surft, etc. Er hat viel Ahnung von Fahrradtouren und rät davon ab, über den Brenner zu fahren und empfiehlt die Weiterfahrt über den Reschenpaß.

Das Abendessen, eine klassische Pizza, wurde im Lokal Neuner eingenommen. Dieses Lokal wurde uns vom Campingplatzwirt empfohlen.

gefahrene Strecke: 76 Kilometer.

Bilder Tag 2

Tag 3 | Dienstag, 21.08.2001 | Imst - Merano

Auf der via Claudia, der alten Römerstraße http://www.viaclaudia.de sind wir von Imst nach Landeck durchs Inntal, größtenteils über den Radwanderweg, gefahren.

Bei Landeck sind wir auf die Reschenpaßstraße abgebogen. Ab hier gibt es wieder Steigungen. Wir stellen fest: Auf den Nebenstraßen fährt es sich besser und sicherer als auf der Hauptstraße.

Hier eine Sage zum Finstermünzpaß

Am Finstermünzpaß, wo die alte Kaserne der Straßensperre von Nauders steht, befand sich vor hundert Jahren ein Wirtshaus, das an der vielbegangenen und -befahrenen Reschenstraße zahlreiche Gäste beherbergte, von denen manche auf rätselhafte Art verschwanden.

Als einst ein ungewöhnlich harter Winter angebrochen war, schickte der Besitzer des Gasthauses seine Kinder zu einem Vetter, dem Metzger, nach Nauders, damit sie dort ohne weiten, gefahrvollen Weg die Schule besuchen könnten. Wie nun eines Tages der kleine Sohn des Wirtes dem Vetter beim Schlachten eines Kalbes zusah, rief das Knäblein aus: “Grad so macht’s mein Vater mit den reichen Leuten, die bei uns übernachten!”

Schreckensbleich hörte der Metzger die verräterische Kunde aus arglosem Kindermund; er teilte sie dem Gerichte mit, und bald war das Mördernest im Wirtshaus an der Reschenstraße ausgehoben. Der Wirt und seine Helfer verfielen dem Henker, das Gasthaus, in dessen unterirdischen Gewölben man viele Gebeine der Ermordeten fand, wurde niedergerissen, die Güter des verbrecherischen Besitzers wurden zur Gründung eines Spitalfonds in Nauders verwendet. Noch lange Jahre nachher wurde der unheimliche Ort, den zur Nachtzeit oft gespenstischer Lichtschein erhellte, von den Leuten gemieden.

Vorbei geht es am Reschensee mit der darin versunkenen Kirche.

Doch wie kommt die Kirche in den See ?

Des Rätsels Lösung: Durch den Bau eines Staudamms wurde 1950 der Wasserspiegel der Seen von Reschen und Graun um 22 Meter angehoben, das Dorf Altgraun wurde überflutet. 500 Menschen mussten das Dorf verlassen. Heute erinnert nur noch die Spitze des Kirchturms an das Dorf.

(Der Zürcher Oberländer, 22.1.2001)

Danach die Abfahrt Richtung Meran bis Höhe Spondigna (40km vor Meran) hinuntergesaust. Wir bekamen bis zu 50 km/h auf den Tacho, das entschädigt für vieles.

übernachtet haben wir in kleinem Waldstück direkt neben einem Etschkanal.

gefahrene Strecke: 101 Kilometer.

Bilder Tag 3

Tag 4 | Mitwoch, 22.08.01 | Merano - Kalterer See

Um 9:30 Uhr fuhrebn wir los. Bei Spondigna haben wir an einem Kiosk gefrühstückt: heiße Würste und Espresso aus Mini-Plastiktassen. Dort verweilten wir dann bis 11:30 Uhr.

Weiter geht es, durch das schöne Etschtal bis nach Meran. Wir sind im Vinschgau an vielen Apfel-Plantagen vorbeigekommen, wo wir ab und zu einen Apfel probiert haben. Schließlich kamen wir bei einem Obst-Markt an, der typisch für diese Gegend ist. Dort hat jeder ein Stück Wassermelone gegessen.

Von Meran sind wir weiter Bolzano (Bozen) bis zum Campingplatz am Südufer des Kalterer Sees gefahren. Zwischendurch haben wir uns noch gewaltig in einer Apfelplantage verfahren. Den richtigen Weg mußten wir uns von einem flottem Mopedfahrer, der ebenfalls in den Plantagen umherheizte, sagen lassen.

Das Wetter war sehr schön und sonnig mit Temperaturen um 30°C. Der Kalterer See lud zum Schwimmen ein. Um dahin zu gelangen, mußte man vorher auf spitzen Steinen zum Steg laufen. Thomas hat natürlich die Badelatschen daheim gelassen, und durfte barfuß über die Steine laufen.

Am See gab es einen schönen Campingplatz, wo wir am Abend noch 2 Bier auf der Terrasse getrunken haben.

gefahrene Kilometer: 108

Bilder Tag 4

Tag 5 | Donnerstag, 23.08.01 | Kalterer See - Castelnuovo

Mit der Abfahrt haben wir heute recht rumgetrödelt. Die am Vorabend gewaschenen und noch etwas feuchten Sachen wurden auf das Gepäck auf’s Fahrrad gebunden, daß sie noch trocknen. Um 11:30 sind wir dann endlich losgefahren, in Richtung Trient.

Venezia 157 km! Endlich das erste Hinweisschild auf unser Ziel in Sicht!

Es wurde ziemlich heiß, so um die 35°C. Ab Trento (Trient) mußten wir teilweise auf 4-spuriger Superstrada (SS) fahren, weil es hier keine anderen Straßen gab. Gleich hinter Trento haben wir einen blödsinningen Umweg über enorm steile Bergstraßen ins Brentatal genommen, weil wir von autobahnähnlichem Schild irritiert gewesen waren. Dort war leider noch eine Baustelle, wo wir in frisch geteerte Straße Reifenabdrücke gefahren haben. Egal, wir müssen weiter. Endlich wieder auf den SS-Highway zurückgefunden, wo uns manche Autos und LKWs ziemlich knapp überholen. Sind wir auf dem Highway to Hell gelandet?

Bei Kilometer 72 zwischen 18:00 und 19:00 war Baden und Abendessen am Lago di Caldonazzo aka Galeerensklavensee angesagt. Wir sahen doch tatsechlich eine Galeere mit Trommler und Ruderern auf dem See - ist wohl eine neue Freizeitbeschäftigung. Danach war “Weitertreten wie die Bekloppten” angesagt.

Um ca. 20:30 Uhr campten wir in einer Apfelplantage bei Castelnuovo. Das war unser bisher weichstes und bequemstes Nachtlager.

gefahrene Strecke: 98 Kilometer.

Bilder Tag 5

Tag 6 | Donnerstag, 24.08.01 | Castelnuovo - Tessera

Heute sind wir bereits um 8:45 Uhr losgefahren. Zunächst geht es auf der Superstrada weiter.

Die Superstrada

Irgendwann sind wir mal auf eine etwas kleinere, schattigere Straße abgebogen, die parallel zur Superstrada führt. Den Tipp erhielten wir von einer Ladenbesitzerin, die uns wohl für sehr verrückt halten mußte. Wer fährt schon bei Temperaturen von 33-35 °C auf der Superstrada mit dem Fahrrad?

Die kleinere, schattigere Straße
Castelfranco, Mura del castello
La Chiesa parrocchiale di S. Maria

Mit Castelfranco haben wir endlich einen weitern wichtigen Punkt erreicht. Dort haben wir in der sehenswerten Stadt ein tolles Eis gegessen, und sind dann weitergefahren.

Alles ist flach und gerade

Es geht jetzt nur noch gerade aus. Keine Apfel- und Weinplantagen mehr zu sehen, dafür Mais. Wann sind wir jetzt endlich da? Keiner kann es mehr erwarten. Einfach weiter in die Pedale treten!

Ab 19 Uhr verzweifelt einen Campingplatz gesucht… war da nicht auf der Karte einer eingezeichnet?

Auf dem Campingplatz, Kantelbräu trinkend.

Um 19:20 Uhr sind wir auf dem Campingplatz Alba d’Oro (mit 3 Sternen und Schwimmbad) bei Tessera / Flughafen Marco Polo angekommen. Der Campingplatz liegt ca. 12 km von Venedig entfernt. Nach Einbruch der Dämmerung überfall durch Steckmücken. Christian wollte gerade Nudeln kochen, als die Mücken angriffen. Im Affekt beim um-sich-schlagen wurden die ganzen Nudeln wieder umgeschüttet… Scheiße! Zelt schnell vom benachbarten Maisfeld weg auf einem anderen Platz aufgebaut. Weitere Rettung vor den Mücken gab es nur durch Räucherringe, die uns ein Zeltnachbar freundlicherweise gegeben hat. Autan erweist sich als ziemlich witzlos, das stachelt die Biester wohl noch mehr an.

Die am heutigen Tag gefahrene Strecke beträgt 125 Kilometer.

Das Ziel wurde erreicht, insgesamt sind wir 573 Kilometer gefahren und waren 5 1/2 Tage unterwegs.

Artikel erstellt am: 12 October 2001 , aktualisiert am 12 August 2019